Sie hat nicht einmal vor einem Monat geweint, als eine Freundin sagte, sie habe Orlov mit einem Mädchen gesehen.
„Ein Student?“, fragte Mila dann. „Studenten verlieben sich oft in ihn. Was sehen sie in ihm?“
— Nein. Ein Mädchen vom Markt gegenüber dem Institut. Sie heißt Kira. Sie kommt aus dem Dorf und wohnt in einer WG in der Proletarskaja. Sie ist 24 Jahre alt.
„Woher weißt du das?“, fragte Mila überrascht.
„Unsere Stadt ist klein. In diesem Gebäude wohnt eine Freundin von mir. Du erinnerst dich an sie – Marina Sokolova, sie ist mit uns zur Schule gegangen. Dein Orlow besucht sie oft.“
„Da geht er hin, nicht zum Zusatzunterricht“, sagte Mila trocken.
Du wirst es nicht glauben, bis du es siehst. Am nächsten Tag beschloss Mila, ihm zu folgen. Sie wusste, wann sein Unterricht zu Ende war und wartete im Flur.
Als Orlow ging, folgte Mila ihm und versuchte, ihm nicht in den Rücken zu schauen. Sie wollte einfach nur verstehen, durch wen er sie ersetzt hatte.
Er blieb an der Theke stehen, wo ein Mädchen Äpfel und Birnen verkaufte. Kira, in Weste und Jeans, wog zügig die Früchte ab, ihr schwerer Zopf fiel ihr über die Schulter. Sie hatte ein schlichtes Lächeln und Grübchen in den Wangen. Sie war zu jedem Kunden freundlich, und ihr Blick auf Orlov war warm, fast anbetend.
„Wahrscheinlich betrügt er mich. Vielleicht sollte ich die Gesundheitsstation anrufen?“, dachte Mila wütend.
Als der letzte Kunde gegangen war, kam Orlov auf ihn zu. Kira richtete seinen Kragen und strich ihm über die Schulter. Die Geste traf Mila. Ihr wurde klar: Das war keine Affäre. Das war Liebe.
Sie wartete nicht, bis jemand sie bemerkte, und ging. Und als sie nach Hause kam, weinte sie zum ersten Mal seit langer Zeit.